März – Winter Trips

31 March, 2005

M�rz 2005 – Winter Trips

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Der Monat M�rz ist in Halley immer ein besonders spannender Monat, weil die �berwinterer, nachdem das Schiff Halley zum letzten Mal f�r dieses Jahr verlassen hat, ihre Wintertrips beginnen. Diese Winter Trips sind unsere Art Urlaub zu machen und f�r die meisten die erste Gelegenheit, die Station zu verlassen und �die richtige� Antarktis zu erleben. Die Organisation der Winter Trips basiert auf dem �buddy system� (jeweils zwei Leute sind bei Wanderungen oder Fahrten auf dem Schneemobil durch von Gletscherspalten durchzogenes Gel�nde mit einem Seil verbunden, ausserdem teilen sie das Pyramidenzelt etc.). Daher machen meist vier Leute gemeinsam eine Tour. Immer dabei ist Ian, unser Field Assistant, der die Tour f�hrt, uns die entsprechnenden Techniken beibringt und aufpasst, dass alle wieder heil zur Station zurueckkommen (Vielen Dank Ian!).

Die erste Gruppe konnte kurz nachdem die RSS Ernest Shackleton abgefahren war starten. Die Gruppen sind der BAS Tradition entsprechend nach ihren Schlitten benannt, daher war die erste Gruppe �Sledge Alpha�, die anderen dann Sledge Bravo, Charlie und Delta.

Angeseilt Schneemobil zu fahren, (Schnemobil-kurzes Seil-Schlitten-langes Seil-Schneemobil-kurzes Seil-Schlitten)� erfordert etwas �bung und viel Konzentration, weshalb wir einige kleine Unf�lle hatten, vor allem zu Beginn der Touren. Beim Aufbruch von Sledge Bravo hat es jemand fast geschafft, mit dem letzten Schlitten den Halley Wegweiser umzufahren (okay, okay, es war nicht jemand, sondern ich selbst�.)

Alle Touren f�hrten in die� �Hinge Zone�. Das ist die Gegend, in der das Eis vom antarktischen Kontinent herabgleitet und dabei viele Gletscherspalten und Verwerfungen bildet. Es ist eine beeindruckend sch�ne Gegend, die viele M�glichkeiten zum Erkunden bietet. Unser �Zeltplatz� war etwa 40 km von der Station entfernt. Das Camp besteht aus zwei Pyramidenzelten. Neben dem Vorderen kann man auf dem Photo die Antenne f�r das Funkger�t erkennen. Einmal am Tag melden wir uns �ber Funk auf der Station, damit sie dort wissen, dass alles in Ordnung ist. Im Hintergrund sieht man die Schneemobile, die mit einer Zeltplane abgedeckt sind, damit sie, falls ein Sturm aufkommt, nicht vom Schnee zugeweht werden. Alle notwendigen Ausr�stungsgegenst�nde befinden sich in den h�lzernen Boxen, die sich vor dem Zelt zu sehen sind. Sie sind so gefertigt, dass sie genau auf die Nansen Schlitten passen (im Hintergund rechts).

Eines der beeindruckensten Dinge, wenn man hier zeltet, ist� die v�llige Stille, falls es einmal windstill sein sollte. Eine solche Stille kann man zu Hause in der �blichen Hektik des Alltags nie erleben.

Innen in einem Pyramidenzelt ist es nicht so kalt, wie man erwarten w�rde, besonders dann nicht, wenn man seine Petroleumlampe und den Primuskocher brennen hat. Ian hat uns stolz von Temperaturen zwischen plus 35 Grad Celsius (auf Kopfh�he, das ist auch der Platz, an dem man seine Innenschuhe zum trocknen und aufw�rmen aufh�ngt) und minus 18 Grad Celsius (nachts) in seinem Zelt berichtet. Craig hat herausgefunden, dass man hier keinen Korkenzieher ben�tigt, weil der gefrierende Wein die Korken aus den Flaschen gedr�ckt hat.

Wenn man morgens aufwacht, ist es ganz sch�n schwer, den inneren Schweinehund zu �berwinden und aufzustehen, schliesslich ist es sch�n warm und kuschelig im Expeditionsschlafsack -aber sehr kalt im Zelt. Am besten ist, man setzt das Teewasser auf, ohne sich zu weit aus seinem Schlafsack zu bewegen (oder man wartet darauf, das der Zeltpartner das Wasser aufsetzt!).

Wenn das Wetter gut war, haben wir Wanderungen in der Hinge Zone unternommen. Dabei hatten alle die Gelegenheit, sich in eine Gletscherspalte abzuseilen und sich dort umzuschauen. Dies war f�r mich einer der eindrucksvollsten Augenblicke der ganzen Tour, denn ich war noch nie in einer Gletscherspalte. Sie war von innen komplett mit grossen ganz regelm�ssigen Eiskristallen ausgekleidet. Das Licht war ausschliesslich blau und etwas gespenstig. Wieder war es v�llig still, das einzige Ger�usch kam von den herabfallenden Eiskristallen, ein helles leises Klingeln.

Sledge Delta konnte wegen des schlechten Wetters zuerst nicht aufbrechen. Deshalb mussten sie zun�chst einige Tage auf der Station verbringen. Simon (unser Stationsleiter f�r den Winter) nutzte die Zeit, um seinen Papierkram auf Vordermann zu bringen. (Siehe Photo).

Hinter den Kulissen in Halley

Viele Leute haben mich w�hrend der letzten Monate gefragt, woher wir eigentlich unser Wasser bekommen, deshalb m�chte ich es in diesem Tagebuchabschnitt beschreiben. Ausserdem ist es eine Menge Arbeit und obwohl nicht so aufregend, wie Gletscherspalten zu erkunden, ist es� ein Teil unseres t�glichen Lebens.

Die Station ist auf dem Schelfeis gebaut, das aus S�sswasser besteht. Um das Eis zu schmelzen, haben wir den Schmelzwassertank, der fr�her direkt unter der Oberfl�che lag. Weil sich an der Oberfl�che in der Zwischenzeit viel Schnee angesammelt hat, liegt der Tank nun tief unter dem Eis begraben und ist mit der Oberfl�che durch eine lange (und enge) Schute verbunden. Jeden Morgen machen sich vier Personen auf, Schnee in die �ffnung der Schute zu schaufeln. Einmal die Woche schiebt Gareth einen H�gel aus Schnee mit dem Bulldozer um diese �ffnung, es ist also nicht alles Handarbeit. Trotzdem kann es ziemlich unangenehm sein, bei 30 Knoten Windgeschwindigkeit Schnee zu schippen. Wenn man richtig Pech hat, verstopft die Schute mit Schnee, dann muss jemand zum Schmelzwassertank herunterklettern, um das Rohr wieder frei machen.

Diesen Monat wurde der ganze Schnee, der sich um den Tank angesammelt hat, herausgeschafft, was eine gute Gelegenheit war, dort unten Photos zu machen.

Um den Wassertank herum kann man eindrucksvolle Demonstrationen der Kraft des sich bewegenden Eises sehen: Es zerbricht die h�lzernen� Balken und verbiegt das Metall, mit dem die W�nde vergekleidet sind.

Wir versuchen nat�rlich Wasser zu sparen, wo immer wir k�nnen, so sind z.B. Duschen extrem kurz und Waschmaschinen immer randvoll etc.

Geburtstage im M�rz

Hier in Halley m�ssen wir f�r unser eigenes Unterhaltungsprogramm sorgen und k�nnen nicht mal eben ins Kino gehen oder Freunde in der Kneipe treffen. Deshalb sind nat�rlich Geburtstage immer Anlass f�r eine Feier.

Diesen Monat haben wir zwei Geburtstage gefeiert: Der erste war Mikes, der einen grossen Schokoladenkuchen, mit einem Marzipanmodell eines Zeltlagers darauf, bekam.

Frances Feier war ein Kindergeburtstag, komplett mit Clown, Pi�ata (mit S�ssigkeiten gef�llte Papierpuppe, hier aus Gips) und vielen Luftballons. Der Clown hat sogar versucht einige Luftballonfiguren zu machen, die sind aber nicht doll geworden, so dass ich sie hier besser nicht zeige.

Unsere gesch�tzten Leser werden sich fragen, was die Antwort auf Hocs Frage war (siehe Januar Tagebuch, �Hoc of Halley�, letzte Zeile): Die Antwort war natuerlich JA

Herzliche Gl�ckw�nsche von allen in Halley!

Liebe Gr�sse an meine Familie und Freunde zu Hause

Petra